Bioenergie-Pflanzen entziehen beim Wachsen der Atmosphäre CO2 und werden anschließend in speziellen Kraftwerken verfeuert, wobei das CO2 aus dem Verbrennungsprozess abgeschieden und gespeichert wird (BECCS: Bioenergy with Carbon Capture and Storage). BECCS gilt theoretisch als vielversprechendes Verfahren zur Erreichung der Temperaturziele des Weltklimaabkommens von Paris. Dabei wird in wissenschaftlichen Zukunftsszenarios davon ausgegangen, dass im Jahr 2100 die Anbaufläche von Bioenergie-Pflanzen mindestens sechs Millionen Quadratkilometer, 17-mal Deutschland, beträgt.
Ein Team von Forschenden, darunter Dr. Christian Hof (Leiter des bayklif-Juniorprojekts MIntBio) von der TU München, zeigen die Grenzen der Idee auf, durch den Anbau von schnell wachsenden Pflanzen die Folgen des Klimawandels zu mildern. Dabei wird davor gewarnt, die derzeitige Anbaufläche für Bioenergie-Pflanzen zu erhöhen – weltweit rund 500.000 Quadratkilometer.
Ein Hochskalieren von BECCS würde insbesondere die Artenvielfalt massiv gefährden. Schon von 1970 bis 2016 ist die Zahl der Säugetiere, Amphibien, Reptilien und Fische weltweit um 68 Prozent zurückgegangen. „Eine massive Ausweitung des Anbaus von Bioenergiepflanzen würde positive Effekte des Klimaschutzes für die Biodiversität konterkarieren – das zeigen unsere Untersuchungen deutlich“, mahnt Dr. Christian Hof, der sich mit seinem Team insbesondere mit den Auswirkungen des Klima- und Landnutzungswandels auf die biologische Vielfalt beschäftigt. Dieser Aspekt sollte den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zufolge im Weltklimarat stärker gewichtet werden, ebenso wie Risiken für die Lebensgrundlagen indigener Völker.
Christian Hof ergänzt: „Vor allem kommt es jetzt eben auf Emissionsminderung an. Also darauf, die Wirtschaft zu dekarbonisieren, den Energieverbrauch nach Möglichkeit sogar zu senken und Anreize für klimafreundliche Verhaltensänderungen zu setzen, zum Beispiel durch veränderte Ernährungsgewohnheiten. Die Klima- und die Biodiversitätskrise sind die wohl größten Herausforderungen unserer Zeit. Wir brauchen umfassende Lösungen, die beide bewältigen.“
Considering sustainability thresholds for BECCS in IPCC and biodiversity assessments